Dies ist bereits mein letzter Tag bei Arctic Seaweed AS ausserhalb von Bergen für die Aussaat-Saison. Vor gut zehn Tagen bin ich mit relativ wenigen Vorstellungen angekommen und eigentlich wollte ich etwas länger bleiben. Aber auch hier gibt es Versorgungsengpässe und es konnten diese Saison nicht so viele Leinen ausgebracht werden wie geplant.
Innerhalb dieser zehn Tage habe ich aber bei so ziemlich allen Stationen der Aussaat mitarbeiten können. Lange und ereignisreiche Tage waren das, angefangen mit dem Pressen der “Sporen” – also ganz kleinen “Babies” der späteren Algen – auf lange Leinen. In diesem Stadium sind die Sporen fast unsichtbar, aber gegen Ende der Vegetationsperiode im Frühjahr wachsen sie als Algen zwischen einem und fünf Zentimeter – pro Tag…
Das „Pressen“ erfolgt mit einer speziell entwickelten Maschine und geht relativ schnell vonstatten. Trotzdem erfordert diese Arbeit immer noch einige Leute am Arbeitsplatz.
Üblicherweise müssen wir auf günstige Wetterfenster warten. Dieses Mal war das nicht nötig. Es war fast zu schönes (warmes) Wetter, welches hoffentlich den kleinen Algen-Babies nicht allzusehr zugesetzt haben. Jedenfalls sind wir nach der Press-Phase ausgelaufen zu der “Ins-Wasser-setz-Phase”. Diese ist natürlich ein Highlight, wenn man Boote und die See mag… Hier werden die Leinen, welche zu einer Art Bahnen zusammengefasst wurden, in eine Installation “festgeschnallt”, sodass man später zu jedem Zeitpunkt z.B. die Algen tiefer oder weniger tief unter Wasser hängen kann oder auch die Spannung der Bahnen verändern.

An einem Tag haben wir so dreissig Bahnen geschafft. Ein neuer Rekord, der etwa 20km Leine entspricht.
Als nächstes mussten die Bahnen gespannt und die gelben Bojen, respektive die Ketten der gelben Bojen, so vorbereitet werden, dass die ganze Installation auf die richtige Wassertiefe runter gelassen werden kann. Dazu sind wir an jede Boje heran gefahren, eine Person musste drauf klettern und an der Kette an der gewünschten Länge einen Schäkel anbringen. Danach ist das Schiff mit den Kranen gekommen und hat bei jeder Boje die Kette auf die neue Wassertiefe gelassen. Jetzt konnten wir sehen, wo noch ein wenig mehr Gewicht dran muss, dass die ganze Anlage schön ausbalanciert ist.
Für die letzten Justierungen haben wir alte Ketten in Stücke geflext und mit einem Gurtband und einem Karabiner versehen. Damit sind wir wieder zur Farm raus und die drei Biologen haben in ihren Tauchanzügen die Gewichte an den richtigen Stellen angebracht. Ich war im Boot und habe die Ketten an Bojen gehängt, damit die anderen drei sie gut zu den gewünschten Stellen transportieren konnten.
Nach getaner Arbeit ist von den Bahnen an der Wasseroberfläche nichts mehr zu sehen, ausser man ist genau darüber. Nur die gelben Bojen warnen die Schifffahrt davor, dass hier kein Durchgang ist. Aber es hat genug Platz an den Seiten der Farm.
Jetzt heisst es warten und darauf hoffen, dass die Algen auch diese Saison gut wachsen. In ca. zwei Wochen sollten die ersten Eindrücke diesbezüglich sichtbar sein. Dann bin ich nicht mehr hier, aber ich habe bereits vereinbart, dass ich Ende April zur Ernte wieder vor Ort sein werde…